Neues und Wissenswertes aus Hochstädten |
Unsere eigene Umgehung - Die Straße des Friedens
Vor 5 Jahren war Hochstädten bundesweit in den Medien
Eine Betrachtung der Ereignisse von damals von Andreas Klemm
Dritter Teil - Die Kür
„Unsere eigene Umgehung - Straße des Friedens“ war nun endlich Realität geworden. Was mich besonders gefreut hatte, war die Tatsache, dass wir uns überhaupt keine Sorgen bzgl. der Arbeitseinsätze am Kassenhäuschen machen mussten. Alle Dienste waren voll belegt mit freiwilligen Helfern und das in viele Stunden. Bis zum Ende des Projektes würden es über 1000 Arbeitsstunden sein, die von fast 150 Helfern geleistet worden war. Total irre - keiner, aber wirklich keiner hätte gedacht, dass diese Resonanz und Hilfsbereitschaft in Hochstädten auf die Beine gestellt werden würde. Und das von zum größten Teil „Zugezogenen“, die sich sonst im Ort weniger engagierten. Was für ein Potential!
Vor allem aber waren die Atmosphäre und das Zusammengehörigkeitsgefühl am Kassenhäuschen bombastisch. Hier sprachen alle ein „Sprache“, egal, ob man sich kannte oder erst hier kennenlernte. Die „Zugezogenen“ zeigten, wie der Glaube an ein sinnvolles Projekt zusammen hält. Wer hier nicht dabei war, hatte etwas verpasst.
Leider ließen sich nur wenige nicht Zugezogene hier blicken. Ich werde nie verstehen, warum sie sich ausgrenzen. Ob Kerwe- und Heimatverein, Sportverein oder Feuerwehr - offiziell tauchten Sie nicht auf. Die Möglichkeit für seinen Verein eventuell neue Mitstreiter zu finden, wurde nicht genutzt. Genauso war es mit den offiziellen Vertretern der Stadt - keiner kam. Nur einer ließ sich offiziell blicken - Landrat Matthias Wilkes und das mit einer eindeutigen Botschaft - Eigeninitiative und Bürgersinn sind gut um müssen gefördert werden. Ich spreche nicht nur für mich wenn ich sage - wir in Hochstädten werden ihm das nie vergessen.
Es gibt aber auch Geschichten, die nur unser Projekt schreiben konnte. An eine denke ich besonders gerne zurück, da sie die Atmosphäre am Kassenhäuschen wieder spiegelt:
Jeden Abend im „Fiesta“ wurde die Kasse des Tages abgegeben und für den nächsten Tag wieder abgeholt. An einem Abend kam eine nicht Zugezogene ins „Fiesta“ um die Kasse für den nächsten Morgen abzuholen. Ihre Laune war mehr als schlecht und sie beschwerte sich über alles Mögliche. Mit einem mulmigen Gefühl übergab ich ihr die Kasse. Ich dachte mir: "Da musst du morgen früh bei Zeiten am Kassenhäuschen sein, um zu verhindern, dass sie die „durchfahrenden Besucher“ blöd anmacht." Also sah ich zu, dass ich am nächsten Tag spätestens um 8 Uhr (was mir wirklich schwer viel) an der Straße zu sein. Was ich hier erlebte war der „Spirit“ oder in Deutsch, die Atmosphäre, die auf die Helfer wirkte. Am Abend noch mies gelaunt und auf Krawall gebürstet erschien mir die Helferin wie verwandelt. Super freundlich und mit Spaß an Ihrem freiwilligen Dienst. Eine 180 Grad Wendung. Das war der „Spirit“ des Kassenhäuschens.
Oder als an einem Tag zwei verschiedene Personen die Kasse für den nächsten Tag abholen wollten und sich „stritten“ wer denn nun am nächsten Tag, morgens um 7 Uhr, bei Minus Graden am Kassenhäuschen „stehen darf“. Eines Morgens fand ein Helfer am Kassenhäuschen zwei Euro auf der Ablage. Jemand hatte wohl nach 19 Uhr die „Straße des Friedens“ befahren und freiwillig den Eintritt bezahlt.
Auch mir persönlich war eine schöne Begegnung wieder fahren. An einem Samstagvormittag stand ich an einer langen Schlange im EDEKA in Auerbach, um meine drei Artikel zu bezahlen. Der Herr vor mir erkannte mich und sagt „Gehen Sie ruhig vor, was ihr in Hochstädten auf die Beine stellt, muss man unterstützen“.
Die Medien
Die Medien hatten bei unserem Projekt natürlich eine sehr wichtige Rolle gespielt. Es war von Anfang an geplant, dass wir die verschiedenen Medien in das Projekt einbinden, um somit durch die öffentliche Wahrnehmung eventuell vor Maßnahmen der Behörden (z.B. Baustopp) geschützt zu sein. Das Projekt sollte sich sympathisch präsentieren.
Dann war noch die Abmachung mit dem Verein Friedensmal Wendepunkt e.V, die besagte, dass dieser im Zuge der Berichterstattung über „Unsere eigene Umgehung - Straße des Friedens“ selbst auf sich aufmerksam machen konnte. Die Aufgabe sollte als Vereinsvorsitzender Thomas Zieringer übernehmen. Bei allen Medienterminen war Thomas Zieringer anwesend und konnte sich bzw. seinen Verein darstellen. Leider schenkten ihm die Medien relativ wenig Interesse. Das lag meiner Meinung nach daran, wie er sich und seinen Verein nach außen widerspiegelte, und natürlich auch an dem Thema selbst. Die Medien waren in erster Linie gekommen, um über ein Projekt zu berichten, wo ein Ort und seine Bewohner selbst ihr Schicksal in die Hand nahmen, anpackten und eine eigene Straße bauten. Und das mit Witz und Klugheit.
Dadurch wurde sein Anliegen nicht so beachtet, wie er es gerne gehabt hätte. Daraufhin beschuldigte Thomas Zieringer in einer E-Mail Ende Oktober 2010 mich, ich würde ihn absichtlich unterdrücken und die Medienvertreter in meine Richtung manipulieren. Die E-Mail hatte mich damals sehr geschockt, aber auch wütend gemacht. Wie sollte ich die Reporter oder Redakteure eines ZDF, HR, RTL oder Süddeutschen Zeitung beeinflussen? Seit dieser Zeit ist mein Verhältnis zu ihm mehr als gestört.
Kommen wir aber wieder zum Positiven unseres Projektes. Der erste Radiobeitrag war im SWR4 am 27. September, dann folgte ein weiterer Radiobericht in FFH am 29. September. Nun kamen die TV Sender. Dann ging es Schlag auf Schlag:
ZDF „Heute in Deutschland", 1. Oktober
RTL „Guten Abend Hessen“, 12. Oktober
SAT 1“ SAT1 live“, 13. Oktober
ZDF „Hallo Deutschland“, 14. Oktober
HR4 Radio, 19.Oktober
VOX „Automobil“, 18. Januar 2011 (Meiner Meinung nach der beste Bericht)
Eine Anfrage der ARD Tagesthemen kam leider erst 2 Tage vor der Beendigung unseres Projekts. Auch die Autobild und die Süddeutsche Zeitung hatten über uns berichtet. Natürlich dürften wir nicht vergessen, dass der Bergsträßer Anzeiger ca. 30 Berichte oder Leserbriefe zum Projekt veröffentlicht hatte. Mit einem solchen Medienandrang hatte niemand gerechnet. Es war ein tolles Gefühl ein so breites und positives Echo zu bekommen. Insbesondere ist das den vielen freiwilligen Helfern (80% Zugezogenen) geschuldet, die durch Ihren Einsatz und Spaß, das Projekt „Unsere eigene Umgehung - Straße des Friedens“, zum Leben erweckt hatten. DANKE, DANKE, DANKE !
Der Abschluss
Anfang Dezember war es dann soweit: Die Sanierung der Mühltalstraße war beendet und unsere „ Unsere eigene Umgehung - Straße des Friedens“ somit nicht mehr notwendig. Wir beendeten das Projekt mit einem kleinen Weihnachtsmarkt und einer Auktion der Kunstwerke der Ausstellung, die uns die Künstler zur Verfügung gestellt hatten. Hierbei kam dann nochmals 1.500 Euro zusammen. Insgesamt wurde mit unserem Projekt 34.422 Euro eingenommen. Bei geplanten Baukosten der Straße inkl. Rückbau von 26.973 Euro wäre sogar ein Gewinn von 7.448 Euro erwirtschaftet worden. Das solche Zahlen auch Begehrlichkeiten wecken, ist manchmal so. Jürgen Gerisch jedenfalls hatte uns kurz vor Beginn des Rückbaus der Straße mitgeteilt, dass seine Kalkulation nicht stimmen würde. Er hätte mehr Zeit gebraucht als geplant und außerdem wäre etwas an seinem Bagger kaputt gegangen. (Dies wurde aber nie mit einem Beleg nachgewiesen.) Er forderte zusätzlich von der BI 2.000 Euro. Da wir befürchten mussten, dass er bei einer Verweigerung der Zahlung die nötigen Arbeiten nicht fortsetzen würde, hatten wir als Vorstand der Mehrzahlung zugestimmt.
Ca. 1 Jahr später erzählt mir ein Gast im Fiesta, dass Jürgen Gerisch ihm gegenüber gesagt hätte: „Die Kunstmeile war das Geschäfts meines Lebens. Ich habe noch nie so viel Geld in so kurzer Zeit verdient.“ Hierzu kann sich jeder Leser seine eigenen Gedanken machen. Der Gewinn von 5.448 Euro konnte sich ja auch sehen lassen. An der Abschlussversammlung am 11. Mai 2011 wurden die Zahlen bekannt gegeben. Alle Finanziers erhielten ihre Einlage zurück - ein toller Erfolg.
Leider versuchte Thomas Zieringer die Veranstaltung zu torpedieren, weil er in den Medien mit seinem Friedensmal nicht so zum Zuge gekommen war, wie von ihm erhofft. Damit hatte er gezeigt, dass es ihm nie um die Sache für Hochstädten und seine Bürger ging, sondern ausschließlich nur um sein Projekt „Friedensmal“. Er weigerte sich etwas Positives an unserem Projekt zu sehen (siehe Leserbrief im BA vom 19. Mai 2011). Die Versammlung lief aber trotzdem sehr erfolgreich und am Ende waren alle zufrieden.
Noch eine letzte persönliche Anmerkung:
In den vergangen 5 Jahren waren immer wieder falsche Behauptungen bzgl. des Projekt „Unsere eigene Umgehung - Straße des Frieden“ in die Welt gesetzt worden. Ich habe nie darauf reagiert, weil ich das sehr positive Gefühl nicht kaputt machen wollte. Außerdem war mir nicht daran gelegen „Leserbrief Gefechte“ in der Zeitung auszutragen. Dafür war und ist der Geist, Spirit oder Atmosphäre der Straße für Hochstädten viel zu wichtig. Daraus hat sich das „MoDog" entwickelt und das Projekt „Hochstädter Haus“. Ich dachte aber nach 5 Jahre wäre es wichtig, das eine oder andere in das rechte Licht zu rücken.
Andreas Klemm
Dienst am roten Kassenhäuschen
Erinnerungen und Erlebnisse erzählt von Wolfram Ziegler
„Unsere eigene Umgehung“ wurde zu Friedensstraße !
Wie aus Hochstädter Wutbürgern geschickte Straßenbauer und daraus die „Straße des Friedens“ wurde ist hinreichend dargestellt worden. Eine erfolgreiche Sache hat meist viele Väter ( und Mütter ), wäre es schief gelaufen hätte man sicher einen Schuldigen gefunden... Tatsächlich haben aber viele diesen Erfolg erarbeitet, die großen „Macher“ sind alle bekannt. Allen gilt ausnahmslos mein Respekt und mein ehrlicher Dank. Aber auch all jenen die zum Beispiel in der Folge ihren ehrenamtlichen Dienst am roten Kassenhäuschen taten. Nachdem das Vorhaben in der Bürgerversammlung konkret wurde , habe ich mich mit als einer der Ersten in der „ Dienstliste“ verpflichtet . Auf dem Nachhauseweg dachte ich: O weh ! Wenn das nicht mehr Aktive werden sehe ich mich über Monate viele Dienste „schieben“ . Aber es kam ganz anders . Es war eine Ehre dort anzupacken ! Und Aktive fanden sich immer reichlich !
Und das war keine Schönwetterveranstaltung. Es ging vom Hochsommer bis in den ersten Schnee!
Lustige Begegnungen hat dabei wohl jeder erleben dürfen und einige sind sogar dabei filmisch erfasst worden.
Auch ich habe einige Male sogar unerwartete Unterstützung erfahren. Etwa als die junge Frau Willwohl mit ihrem Fahrrad daherkam. „Hallo junge Frau, so geht das nicht einfach ! Das ist mautpflichtig , sagte ich mit grinsender Miene. Das kostet sie mindestens einen Bonbon !“ „Habe ich aber nicht ! Dann muss ich das wohl abarbeiten “ , sagte sie und stellte spontan das Rad ab und kassierte dann eine Stunde lang mit ! Jetzt war ich der Verblüffte!
Ein andermal kam unser senior Bäcker Ernst Delp daher . Er hatte wohl noch Brötchen und legte mir prompt zwei davon auf den Tresen ! Toll . Und wie oft kam jemand und hatte Kaffee dabei oder was Gebackenes für zwischendurch ! Es kamen Leute aus unserem Dorf die man vorher nicht kannte . Schön waren diese Kontakte , aber auch die vielen netten Gespräche mit Fremden und Aufmunterungen durch Passanten und das , obwohl sie ja bezahlen mussten ! Meckerer waren die absolute Ausnahme.
Und wollte als einmal eine Nachbarin nicht zahlen “ konnte“ weil sie kein Geld mit hatte... vielleicht hat sie auch nur das Wort >Umgehung< falsch interpretiert ? Na , da habe ich halt den EURO aus meiner Tasche dazugelegt, schließlich war es eine Friedensstrasse ! Und Ordnung muss sein bei den Hochstädtern . Oder ?
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