Gruppe aus Hochstädten war auf Dorfladen-Tour
Mitglieder des „Arbeitskreises Dorfladen“ besichtigten Wiesen, Hofstädten und Rück-Schippach
Auf einem kleinen Schild rechts vom Eingang steht „Schönster Dorfladen 2016“. Von außen zeigt sich das kleine Haus modern mit viel Holz und Glas, mitten im Zentrum von Hofstädten, Nähe Schöllkrippen, etwa 40 km nördlich von Aschaffenburg. Rechts entlang fliest ein kleiner Bach, vor dem Haus laden Tische und Stühle zum Verweilen ein.Vier Mitglieder des Arbeitskreises Dorfladen des „Heimatvereins Förderpflege Hochstädten e.V.“ stehen am Freitag, 22. April 2016, vor diesem Dorfladen in Hofstädten. Der Name klingt ganz ähnlich wie der Bensheimer Ortsteil und der dortige Dorfladen ist einer von drei Dorfläden, die die kleine Reisegruppe an diesem Tag besichtigen will.
Vera Kimmerle, Hans Kimmerle, Stefan Wolf und Martina Bergler betreten den Dorfladen und staunen. „Ja, so soll ein Dorfladen aussehen“, äußerst Stefan Wolf gleich beim Reingehen. Ganz begeistert wandelt die Gruppe durch die Regale und schaut sich die angebotenen Produkte an. Vorne am Eingang gibt es Obst und Gemüse, frische Erdbeeren, gleich kombiniert mit Schlagsahne, verschiedene Sorten Kartoffeln vom hiesigen Bauern, Äpfel und Apfelsaft aus einer nahe gelegenen Kelterei. Links ist die große Bedientheke mit leckeren Käsesorten und Wurstwaren. Zwei Angestellte in grasgrünen Poloshirts mit dem Aufdruck „Dorfladen“ stehen hinter der Theke und bedienen die zahlreichen Kunden, die mal eben im Laden vorbeischauen.
Umsatz von Jahr zu Jahr gesteigert
An diesem Tag ist auch extra Anton Weipert gekommen, der Aufsichtsratsvorsitzende der stillen Unternehmergesellschaft, die diesen Dorfladen betreibt. Als Ehrenamtlicher engagiert er sich dafür, dass der Dorfladen läuft, doch die letzte Zeit war er mehr damit beschäftigt mit seinem anderen Kollegen die vielen Preise entgegenzunehmen, die dieser Dorfladen wegen seines wunderbaren Auftretens erhalten hat. Er geht mit der kleinen Reisegruppe aus Hochstädten durch die Regale, erzählt etwas zu den Produkten, berichtet von der Gründung des Dorfladens, erwähnt auch die einen oder anderen Probleme, die zu überwinden waren und findet dazwischen immer wieder lobende Worte über die Mitarbeiter, die hier die Seele des Dorfladens sind. Der Dorfladen ist mittlerweile eine feste Größe im Ort und steht auf stabilen Säulen, der Umsatz konnte von Jahr zu Jahr gesteigert werden. Die Bewohner gehen gerne vorbei und kaufen auf jeden Fall Brot, Brötchen, Kuchen und Wurstwaren im Ort, denn die Waren kommen von den besten Lieferanten aus der Umgebung.
In Bensheim-Hochstädten ist im „Hochstädter Haus“, der ehemaligen Kantine des Mamorit-Werkes, ein Dorfladen mit Café geplant. Die Eröffnung soll im Frühjahr/Sommer 2017 erfolgen. Aktuell sind viele Freiwillige des Vereins in ehrenamtlicher Tätigkeit damit beschäftigt, das alte Gebäude zu entkernen. Der nächste Schritt ist ein neues Dach.
Schon zweimal hat sich der Arbeitskreis Dorfladen getroffen. Bei diesen Treffen hat Wolfgang Gröll, externer Berater mit der Spezialisierung Dorfläden, viele Informationen geliefert, zum Beispiel zu Warenangebot und zur Rechtsform. Wolfgang Gröll hat auch die drei Dorfläden zum Besichtigen empfohlen, die sich die Dorfladen-Tour-Reisegruppe angeschaut hat. Neben Hofstädten ging die Reise noch nach Wiesen, 50 Kilometer nordöstliche von Aschaffenburg, und nach Rück-Schippach, 40 Kilometer südlich von Aschaffenburg.
In Wiesen liegt der Dorfladen direkt an der kleinen Durchgangsstraße, leider mit begrenzten Parkplätzen. So kommen auch die meisten Besucher zu Fuß, um mal eben etwas Einzukaufen. Früher war an dieser Stelle ein kleiner Edeka-Markt, dessen Betreiber aber aus Altersgründen aufgegeben hatten. Heute wird der Markt von einem sechsköpfigem Team betrieben, das sich um Wareneinkauf und Verkauf kümmert. Von Ambiente her ist der Dorfladen in Wiesen nicht zu vergleichen mit Hofstädten. In Wiesen gibt es zwar viele Produkte zu kaufen, die Regale stehen aber dicht an dicht, die Gänge sind eng und die regionale Auswahl ist begrenzt. Ein Plausch unter den Besuchern ist nicht möglich, kein Platz und keine ruhige Ecke
Geselliger Treffpunkt unter einer Kastanie
Ganz anders sieht das in Rück-Schippach aus. Hier gibt es den Dorfladen jetzt seit vier Jahren, er entstand im Zuge des Projektes zur Dorferneuerung. Dafür wurden extra alte baufällige Gebäude in der Ortsmitte abgerissen und die Stadt baute ein neues Gebäude, in dem unter anderem der Dorfladen seinen Platz gefunden hat. Davor lädt ein großer Platz mit einer Kastanie zum Verweilen ein, Tische und Stühle stehen draußen, im Laden selbst gibt es eine kleine Ecke zum Kaffeetrinken und geplant ist jetzt noch ein Anbau mit Wintergarten. „Ein herrlicher Platz, um hier seinen Kuchen zu genießen“, schwärmt Vera Kimmerle, die für die alle Mitglieder des Arbeitskreises in Hofstädten fleißig Fotos machte.
In Rück-Schippach traf die Dorfladen-Reise-Gruppe auf Eleonore Sauerwein, die zur Gründungszeit des Dorfladens die Geschäftsführung übernommen hatte und nun aus gesundheitlichen Gründen nur noch stundenweise ehrenamtlich hilft. Sie berichtete von den engagierten Helfern, die sich um den Dorfladen kümmern und die freudigen Bewohner von Rück, die es sehr schätzen, mal eben in ihrem Stadtteil einkaufen zu können.
Reich an Eindrücken fuhr die Dorfladen-Tour-Reisegruppe nach Hochstädten zurück. Ein Dorfladen im Hochstädter Haus mit vielen regionalen Angeboten und Spezialitäten, dazu eventuell eine Paket-Annahmestation – das ist eine Bereicherung für den Stadtteil. Anziehungspunkt wird bestimmt das geplante Café, das hausgemachte Kuchen und kleine Speisen anbieten soll. So ähnlich wie im namentlich verwandten Ort Hofstädten könnte es werden, auch an einem kleinen Bach gelegen mit schönem Ambiente und besonderen Produkten.
Text und Fotos: Dr. Martina Bergler
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