Projektdokumentation Bunker Valentin 2016 - Fortsetzungen & Hintergründe

X

  Einloggen
  Login
Logge dich mit deinem Login-Namen und Passwort ein, um Zugriff auf alle Skrippy-Funktionen zu bekommen.
Klicke hier um dich neu zu registrieren oder hier falls du dein Passwort vergessen hast.
    • Benutzername
Projektdokumentation B... Bremer Denkort Zeitung
Titelblatt
Impressum SCHLIESSEN

Projektliste SCHLIESSEN

  Autorenprofil
Visitenkarte des hauptverantwortlichen Autors:

Online-Zeitung
kostenlos erstellen
  Melden
  Inhalt melden
Mit diesem Formular kannst du objektiv bzw. rechtlich unangebrachte Inhalte auf dieser Seite an die Moderation melden.
  Teilen

Folgende Zeitungen aus der Rubrik

Sonstiges

,

Schule

,

Schülerzeitungen

könnten dich interessieren
1Titelblatt 2Fortsetzungen & Hintergründe
Seite 1/2

„Wir wissen, wo deine Eltern wohnen!“

Rekrutierungsmaßnahmen und Herkunftsländer der Zwangsarbeiter am Bunker Valentin

Ein so großes Projekt wie der U-Boot-Bunker Valentin bedarf einer großen Menge an Arbeitern, das steht zweifelsohne fest. Doch gerade während des Zweiten Weltkrieges waren junge Männer an der Front und Arbeitskräfte rar. Das NS-Regime musste sich eine Lösung einfallen lassen und hat sie vermeintlich gefunden: Zwangsarbeiter. Doch woher kamen sie und wie wurden sie angeworben?

Eine Gesamtzahl der Zwangsarbeiter auf dieser mörderischen Baustelle zu nennen ist aufgrund der mangelnden Dokumentation der einzelnen Schicksale schwierig, jedoch waren hier fortwährend ca. 10.000 Menschen gleichzeitig beschäftigt.

Am Bunker arbeiteten Menschen aus ganz Europa, die meisten kamen jedoch aus den von der deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten in der Sowjetunion, Polen und Frankreich.

Innerhalb der Gruppe der Zwangsarbeiter gab es drei Untergruppierungen: Die KZ-Häftlinge, die Kriegsgefangenen und die „Zivilarbeiter“. Aufgrund der Nähe zur Baustelle, wurden die KZ-Häftlinge aus dem Stammlager Neuengamme nach Farge deportiert und sobald sie arbeitsunfähig waren, hat man sie wieder zurückgeschickt, vorausgesetzt sie waren noch am Leben. Auch ursprüngliche Verbündete, wie zum Beispiel Italiener, wurden nach dem Sturz Mussolinis als Kriegsgefangene auf dem Bau eingesetzt. 

Die Kennzeichnung der Herkunft auf der Kleidung der Zwangsarbeitern wurde zur Verdeutlichung der Hierarchie genutzt. Dabei trugen beispielsweise die Polen ein „P“, die Sowjets ein „SU“ und die italienischen Militärinternierten ein „MI“.

Projektdokumentation Bunker Valentin 2016 Bremer Denkort Zeitung Fortsetzungen & Hintergründe Ziviler Vorarbeiter und Kapo überwachen Zwangsarbeiter

Als „Zivilarbeiter“ wurden von den  Nationalsozialisten jene bezeichnet, die  „freiwillig“ aus den besetzten Gebieten nach Deutschland gekommen waren. Sie mussten entweder aufgrund der in den besetzten Gebieten eingeführten Arbeitspflicht oder aufgrund von willkürlichen Zwangsdeportationen in Deutschland arbeiten. Außerdem wurde ihnen, wenn sie die Arbeit verweigern wollten, mit Aussagen wie „Wir wissen, wo deine Eltern wohnen!“ gedroht.

Rückblickend kann man sagen, dass der Einsatz von Zwangsarbeitern ein Versuch der Nationalsozialisten war, das Ende des Zweiten Weltkrieges hinauszuzögern. Der unmenschliche Umgang mit den Zwangsarbeitern sowie die teilweise gewaltsamen Rekrutierungsmaßnahmen überschritten dabei die Grenzen der menschlichen Moral nach heutigen Maßstäben.  (APL, LRT & LVA)

Ohne die Millionen von Zwangsarbeitern hätte der Krieg nicht bis 1945 angedauert

Das Ausmaß der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus

Mit Beginn des zweiten Weltkrieges im Jahr 1939 verschärfte sich der Arbeitskräftemangel in „Hitler-Deutschland“.

Die deutsche Kriegswirtschaft war ab 1939 auf zusätzliche Arbeiter in der Industrie und Landwirtschaft angewiesen, da junge deutsche Männer von der Wehrmacht eingezogen wurden, um an der Front zu kämpfen und die Produktion von Kriegsgütern gesteigert werden sollte.

Aus ideologischen Gründen konnte der Bedarf der Industrie nicht mit Frauen gedeckt werden, diese gehörte nach der nationalistischen „Weltanschauung“ an den „heimischen Herd“.

Während der Krieg sich in seinen Anfängen befand, hatte das NS-Regime Kriegsgefangene genommen und die zivile Bevölkerung der besetzten Gebiete ins „Deutsche Reich“ deportiert, um sie zur Arbeit zu zwingen, was bis zum Ende fortgeführt wurde. Aufgrund dessen nannte man sie auch „Zwangsarbeiter“.

Zu der Gruppe der Zwangsarbeiter gehörten KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene sowie zivile Zwangsarbeiter.

Diese Zwangsarbeiter lebten und arbeiteten in der Zeit von 1939 bis 1945 ohne Rechte in einer feindlichen Umgebung. Ihr Arbeitsverhältnis konnten sie weder selbst auflösen noch konnten sie Einfluss auf die Umstände ihres Arbeitseinsatzes nehmen. Fern von ihrer Heimat und ihren Angehörigen waren sie isoliert und der staatlichen Gewalt völlig ausgeliefert. Wenn sie  nicht arbeiteten, durften sie ihre Gemeinschaftsunterkünfte, in denen sie untergebracht wurden, nicht verlassen, da diese streng kontrolliert und reglementiert wurden.

Die Anzahl der Zwangsarbeiter insgesamt betrug 20 Millionen, darunter zählten 13 Millionen zu den Arbeitern, die innerhalb Deutschlands arbeiten mussten und 7 Millionen, die außerhalb, d.h. in besetzten oder kontrollierten Gebieten, waren.

Projektdokumentation Bunker Valentin 2016 Bremer Denkort Zeitung Fortsetzungen & Hintergründe Zwangsarbeiter am Bunker

Der Anteil der deutschen Arbeiter wurde weniger, je mehr ausländische Zwangsarbeiter eingesetzt wurden, sodass in der Zeit von 1939 bis 1944 der Anteil der ausländischen Arbeiter von 0,8% auf 19,9% stieg und somit 1944 fast jeder 5. Arbeiter ein Zwangsarbeiter war.

Während sich die Zahl der deutschen Arbeiter um ca. 10,5 Mio. reduzierte, nahm die Anzahl der Ausländer von 301.000 auf 7.126.000, also um knapp  7 Mio. zu. Die dazu zählenden Kriegsgefangenen, die erst ab 1940 zur Arbeit gezwungen wurden, nahmen um 1,5 Mio. und die zivilen Ausländer um 5 Mio. zu.

Ende des Zweiten Weltkrieges lag der Anteil der aller Ausländer in der Landwirtschaft bei ca. 2,4 Mio. und in allen anderen Bereichen, einschließlich der Industrie, bei 4,7 Mio. , also fast das Doppelte.

Die NS-Kriegswirtschaft wäre ohne diese Millionen von Zwangsarbeitern nicht in der Lage gewesen, den Krieg bis 1945 fortzusetzen. (LST & FLO)

Impressum

Ergebnisse eines Projekts der 2QS des Gymnasiums Ritterhude vom 07.09. bis 09.09.2016.

Beteiligte Schüler und Lehrkräfte als Verfasser und Redakteure:

APL, CGA, CKO, FLO, JPE, LRT, LSL, LST, LVA, PBO, PBR, SAS

Die Inhalte dieser Artikel geben die gewonnenen Erkenntnisse der drei Projekttage wieder. Auf die korrekte Wiedergabe dieser Inhalte wurde größtmögliche Sorgfalt gelegt. Eine Garantie für eine komplett fehlerfreie Darstellung kann aber nicht gegeben werden.

Unmenschliche Arbeit, Unterernährung und Misshandlungen

Schicksale des Bunkerbaus

Die bis zu 10.000  Arbeitskräfte, die an der Baustelle des U-Boot-Bunkers Valentin täglich arbeiteten, wurden sehr schlecht behandelt. Besonders leiden mussten die rund 9.000 Zwangsarbeiter.
Unter den Zwangsarbeitern gab es eine feste Hierarchie nach ,,rassischer Ordnung‘‘  und je nach Platz wurden diese etwas besser oder schlechter behandelt. An der Spitze der Hierarchie standen die deutschen Arbeiter, die demnach am besten behandelt wurden. Danach kamen die Arbeiter aus den westlichen Ländern mit Italienern an der Spitze und danach Belgier und Niederländer. Die Südosteuropäer also Ungarn, Serben, Rumänen, Kroaten, Griechen und Slowenen befanden sich in der Ordnung darunter aber noch vor den Arbeitern aus Polen und der Sowjetunion. Alle diese Arbeiter standen über den Juden, von denen es auf dem Bau allerdings nur wenige gab, da die meisten zu diesem Zeitpunkt bereits ermordet worden waren. Nach 1943 standen Italiener aufgrund des „Verrats“ der Kapitulation vor den Alliierten als sogenannte,,Militärinternierte‘‘ nur noch knapp über den Juden.

Während der Zeit des Baues mussten die Arbeiter schwere körperliche Arbeit verrichten, wobei sie teilweise mit Peitschenschlägen unter Druck gesetzt und mit Folter bestraft wurden. So mussten die entkräfteten Arbeiter zum Beispiel zu zehnt innerhalb einer Stunde 300 Säcke Zement à 50 kg schleppen. Der ehemalige Zwangsarbeiter Harry Callan, der einer der wenigen Überlebenden war, berichtete: ,,Wir wurden wie Vieh behandelt.‘‘ So wurden sie beispielsweise in Massenunterkünften unter sehr schlechten Bedingungen untergebracht.
Neben den Schlägen und Bestrafungen für Regelverstöße, nicht geschaffte Arbeit und um die Arbeiter anzutreiben, war die Unterernährung das größte Problem der Zwangsarbeiter. Diese bekamen pro Tag je nach Rang in der Hierarchie nur 300 Gramm Brot und etwas Suppe sowie wöchentlich 50 bis 75 Gramm Margarine und 25 Gramm Fleisch. Daher wogen viele Arbeiter am Ende ihrer Arbeitszeit auf der Baustelle nur noch an die 40 Kilogramm und viele starben an Unterernährung und den Folgen der harten Winter, da sie auch dann nur die Kleidung zur Verfügung hatten, die sie bei ihrer Verhaftung trugen.

Projektdokumentation Bunker Valentin 2016 Bremer Denkort Zeitung Fortsetzungen & Hintergründe Häftling nach Zwangsarbeitseinsatz

Zusätzlich gab es aufgrund der besonders schlechten Hygiene viele Krankheiten wie Tuberkulose, an denen die Arbeiter erkrankten.
Offiziell starben ,,nur‘‘ 1300 bis 1600 Arbeiter auf der Baustelle, aber da die Arbeiter nach wenigen Monaten, wenn sie zu schwach wurden, zurück in das Konzentrationslager Neuengamme gebracht wurden, um dort zu sterben, dürfte die tatsächliche Zahl der Opfer des Bunkerbaus ein Vielfaches der obengenannten Zahl betragen.

Teilweise wurden Arbeiter öffentlich zur Abschreckung auf dem Appellplatz hingerichtet, bei Vergehen wie Sabotage, Fluchtversuchen oder auch nur wegen des Diebstahls einiger Kartoffeln. Der Zeitzeuge Antonio Karl-Heinz Thermer beschreibt in einem Interview 2006: ,,Der U-Boot-Bunker-Bau war eine tödliche Sache.‘‘
Nach Ende des Krieges im April 1945 wurden die bis dahin überlebenden Zwangsarbeiter in so genannten ,,Todesmärschen‘‘ von Farge in das circa 140 km entfernte Konzentrationslager Neuengamme getrieben. Das Ziel dieser Märsche war, dass möglichst viele der noch lebenden Arbeiter starben und auch nur wenige von ihnen überlebten diese Prozedur.
Viele der wenigen Überlebenden waren aufgrund der erlebten Ereignisse traumatisiert und hatten noch ihr Leben lang damit zu kämpfen. Einige von ihnen kehrten nach vielen Jahren zurück an die Orte, wo sie misshandelt wurden, um das Geschehene verarbeiten zu können.  (LSL & CKO)

Lade Seiteninhalt...



Das könnte dich auch interessieren: ONLINE Zeitungen - neue und beliebte Artikel aus dieser Rubrik


Geschichte des Schreckens
Von der Kriegsbaustelle zum Denkort - Der U-Boot-Bunker Valentin in Bremen-Farge

Geplant als unzerstörbares Bauwerk steht das Monstrum aus Beton kalt und grau da. Von außen scheinbar unversehrt, wird im Inneren klar, dass doch eine Bombe ihren Weg durch das Dach des Bunkers gefunden hat, denn dort klafft nun ein großes Loch, ein Stahlträger hängt von der Decke. Er erzählt von den vielen Schicksalen der ...

Vom 07.09.2016 11:33 Uhr    Verlag: Gymnasium Ritterhude